Vernetzung und Erfahrungsaustausch: Rat und Hilfe für Eltern

Ratgeber für Eltern
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Viele Eltern finden sich regelmäßig in Situationen wieder, in denen sie sich dringend die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Eltern wünschen. Sei es, dass der eigene Nachwuchs in der Kita für Ärger gesorgt hat, oder dass es Probleme in der Schule gab: In all diesen Fällen ist es wichtig, sich zunächst einmal ein möglichst nüchternes und realistisches Bild der Situation zu verschaffen, um dann wirklich angemessen darauf reagieren zu können. Ist das eigene Kind wirklich Auslöser des betreffenden Problems gewesen? Falls ja, wie kann man ihm dabei helfen, dass es künftig in ähnlichen Situationen besser zurechtkommt? Und falls nicht, wie kann dafür gesorgt werden, dass die Verantwortlichen in der Kita oder in der Schule zusammen mit den Eltern einen Weg finden, um die Rahmenbedingungen und Abläufe vor Ort zu verbessern? Oft geht Eltern dann das häufig zitierte afrikanische Sprichwort durch den Kopf, das besagt, um ein Kind großzuziehen, brauche es ein ganzes Dorf. Gemeint ist damit zweierlei: Zum einen braucht ein Kind zu seiner Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung mehr soziale Kontakte und Ansprechpartner als nur das Elternhaus, und zum anderen würde es die Eltern völlig überfordern, müssten sie allein ihrem Kind all das an Zuwendung und Anregungen geben, was es für seine Entwicklung braucht. Doch wo liegt dabei die Grenze zwischen „Helikoptereltern“, die es mit dem Engagement für ihr Kind zwar gut meinen, in der Praxis aber völlig übertreiben, und Eltern, die ihren Kindern zu wenig Zeit und Engagement widmen?

Vom Stammtisch bis zum Elternchat – unterschiedliche Optionen nutzen

Die Erfahrung zeigt, dass es viele Eltern als große Hilfe empfinden, wenn sie sich über Fragen wie diese mit anderen Eltern in ähnlicher Situation – insbesondere mit Kindern in ähnlichem Alter – austauschen können. Vor allem für junge Paare, die durch Ausbildung, Studium oder berufliche Tätigkeit ihren Wohnort gewechselt und keine Verwandten in der Nähe haben, ist dies oft die einzige Möglichkeit, in informeller Atmosphäre über Fragen und Probleme sprechen zu können, die sie im Moment sehr beschäftigen oder sogar belasten. Mitunter initiieren Kitas, Schulen oder andere Institutionen von sich aus die Vernetzung von Eltern untereinander. In der Regel ist Eigeninitiative jedoch der beste Weg, vor allem auch, um möglichst keine Zeit zu verlieren. Die Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung eines solchen Vorhabens sind vielfältig. Das Spektrum reicht dabei vom klassischen Stammtisch bis zur Einrichtung einer Chatgruppe. Bei längerfristig angelegten Initiativen und wenn möglichst viele potenzielle Interessentinnen oder Interessenten angesprochen werden sollen, empfiehlt sich die Einrichtung einer eigenen Website. Wer sich zu diesem Schritt entschließt, sollte das Projekt jedoch mit der nötigen Professionalität angehen und sicherstellen, dass wichtige Voraussetzungen für ein gutes Suchmaschinen-Ranking erfüllt werden. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass viel Zeit investiert wird, ohne die notwendige Reichweite innerhalb der gewünschten Zielgruppe zu erlangen. Die Themen, die beim Austausch mit anderen Eltern im Vordergrund stehen, variieren erfahrungsgemäß im Laufe der Zeit. Bei Eltern von Babys und Kleinkindern stehen vor allem Pflege- und Gesundheitstipps, Hinweise zur gesunden Ernährung in den ersten Lebensmonaten und -jahren sowie Ideen für einfache Spiele mit dem Baby im Vordergrund. Mit zunehmendem Alter der Kinder verlagert sich das Interesse der Eltern am Austausch mit anderen mehr und mehr zu Erziehungsthemen und zu Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Besuch der Kita oder der Schule.

Gemeinsam am selben Strang ziehen

Dabei rückt neben dem Bedürfnis der Eltern nach Erfahrungsaustausch und Vernetzung noch ein weiterer Aspekt in den Fokus. Je älter sie werden, desto intensiver tauschen sich auch die Kinder und Jugendlichen über die in ihren Familien geltenden Regeln zu den verschiedensten Bereichen des Alltagslebens aus. Ein typisches Beispiel dafür sind innerhalb der Familie getroffene Vereinbarungen zum Medienkonsum. Stellen die Kinder dabei fest, dass die Eltern ihrer Altersgenossen im engeren Umfeld ähnliche Vorstellungen haben und ähnliche Regelungen durchsetzen wie ihre eigenen Eltern, fällt es ihnen oft leichter, dies zu akzeptieren. Existieren dagegen sehr restriktive und sehr laxe Regelungen innerhalb desselben Freundeskreises, führt dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit früher oder später zu erheblichen Diskussionen. Es zahlt sich deshalb für alle Beteiligten aus, wenn die Eltern gemeinsam an einem Strang ziehen und ihre Vernetzung untereinander nutzen, um ihre Kinder unter etwa ähnlichen Rahmenbedingungen aufwachsen zu lassen. Ähnlich wie mit dem Medienkonsum verhält es sich auch mit dem Thema Taschengeld. Je besser es den Eltern in der Klasse oder im Freundeskreis ihrer Kinder gelingt, die familieninternen Taschengeld-Regelungen untereinander zu koordinieren, desto höher dürfte die Akzeptanz dafür bei ihrem Nachwuchs sein. Denn wenn die Freundinnen und Freunde wöchentlich oder monatlich ein ähnliches Budget zur Verfügung haben, entsteht auch nicht der Eindruck benachteiligt oder ungerecht behandelt zu werden. Sehr sinnvoll ist es in diesem Zusammenhang jedoch, nicht nur bestimmte Geldsummen zur Verfügung zu stellen, sondern auch klare Erwartungen im Hinblick auf die Übernahme von Verantwortung zu formulieren. Das kann die regelmäßige und selbstständige Übernahme bestimmter Pflichten im Haushalt ebenso betreffen wie schulische Aufgaben oder ehrenamtliches Engagement in der Kirchengemeinde, im Sportverein oder in anderen Bereichen. Entscheidend ist, dass nicht nur die finanziellen Ansprüche wachsen, sondern auch die Bereitschaft, etwas für die Gemeinschaft zu leisten.